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Kontrolle von Stolbur-Phytoplasma-Erregern im Kartoffel-, Gemüse-, Zuckerrüben- und Weinbau

Das Stolbur-Phytoplasma verursacht seit einigen Jahren große wirtschaftliche Schäden an Kartoffeln, einer Reihe von Gemüsekulturen (Sellerie, Chinakohl) und an Weinreben.

Erkrankte Kartoffelpflanzen bilden weniger und kleinere Knollen mit gummiartiger Konsistenz, die fädig austreiben und ungünstigere Verwertungs- und Lagerungseigenschaften besitzen. Infizierte Selleriepflanzen verfärben sich, die Bestände brechen zusammen. An erkrankten Reben rollen sich die Blätter nach unten ein und verfärben sich, die Gescheine oder Trauben welken oder vertrocknen.

Die Übertragung von Stolbur-Phytoplasma erfolgt bei allen Kulturen über einen komplizierten Zyklus, der Unkrautarten als Zwischenwirte und Zikaden als Überträger umfasst. Als Zwischenwirte spielen derzeit in Österreich vor allem zwei Unkrautarten, die Ackerwinde und die Brennnessel eine Rolle.

Als Überträgerinsekt ist die Windenglasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus) in allen Kulturen der entscheidende Überträger. Diese Zikaden entwickeln eine Generation pro Jahr, die Tiere werden als Larven an den Unkräutern infektiös, leben nur als erwachsene Zikaden oberirdisch und übertragen in der Flugzeit in etwa von Anfang Juni bis Anfang August die Krankheit in die Kulturen.

Die Bekämpfung ist schwierig, da die relevanten Unkräuter generell schwierig zu bekämpfen sind. Überdies befinden sich die Problembereiche oft nicht im Bestand sondern zumeist außerhalb, an Straßen- und Wegrändern, in Brachen, auf Böschungen usw. wo nicht bekämpft werden kann.

Über die gesamte Flugzeit hat man es mit einem konstantem Zuflug in die Kulturen zu tun, weil die erwachsenen Zikaden in vielen Fällen nicht auf ihren Unkrautwirten außerhalb der Kulturen bleiben, sondern bei Störungen (z.B. Wind, Trockenheit) auf die benachbarten Kulturpflanzen fliegen.

Bisher gibt es weder im Wein- noch im Gemüse- und Kartoffelanbau zufriedenstellende Regulierungsstrategien.

Im dreijährigen Branchenprojekt werden die Überträgerinsekten und ihre Larven im Jahresverlauf beobachtet. Gemeinsam mit Boden- und Klimadaten könnte ein Warndienst aufgebaut bzw. das vorhandene Prognosemodell evaluiert und für Ostösterreich adaptiert werden. Außerdem wird erforscht, ob die übertragenden Zikaden im Larvenstadium einer biologischen Bekämpfung (z.B. insektenpathogene Pilze) zugänglich sind.

Ebenso wird untersucht, inwieweit induzierte Resistenzen (d.h. Stimulation der pflanzlichen Abwehr durch chemische Substanzen oder Mikroorganismen) die Toleranz der Kulturen erhöht.

Ein weiterer Ansatz ist eine mögliche Bekämpfung des Zikadenzuflugs durch Opferstreifen d.h. Umrandung durch hoch wachsende Nicht-Wirte für die Zikaden z.B. (Winter-)Getreide.

Unterschiedliches Begrünungsmanagement (Einsaaten, Walzen, Mulchen, hohe bzw. niedere Begrünung etc.) werden im Hinblick auf Unterdrückung der Ackerwinde und Reduktion der Zikaden evaluiert. Begleitet werden die Freilandversuche durch umfassende molekularbiologische Forschung sowie lebensmitteltechnologischen Untersuchungen.

 

Projektleitung an der W&O RTD: Dr. Monika Riedle-Bauer

Weitere Informationen:

Strategien zur Eindämmung von Stolbur-übertragenden Zikaden

Stolbur Phytoplasma