Einen, Direktor i.R. Hofrat Honorar-Prof. Dipl.-Ing. Johann Haushofer, der zu unserer Institution eine ganz besondere Beziehung hat, konnten wir am Donnerstag, 3. April bei einer Feier an der HBLA hochleben lassen.
Im Beisein von rund 20 honorigen Persönlichkeiten der Weinwirtschaft, die teilweise während ihres aktiven Berufslebens viel mit dem Jubilar zu tun hatten (z.B. Weinbaupräsident i.R. DI Josef Pleil, NR i.R. und LWK Präsident i.R. Rudolf Schwarzböck, Bgld. Weinbaupräsident i.R. Ing. Alois Schuster, AL Dr. Christian Jaborek, Weinbaudirektor DI Josef Glatt) bzw. in unserer HBLAuBA Kollegen waren (Direktor i.R. Univ.-Prof. HR Dr. Josef Weiss, Direktor i.R. HR DI Karl Vogl sowie Ing. Gottfried Schöffl und Ing. Josef Schmuckenschlager u.a.) wurde bei guten Gläsern Wein der alten Zeiten gedacht und viele interessante Geschichte wieder ins Gedächtnis gerufen. Unter anderem konnte der Geehrte viele Episoden aus seinem bewegten Leben zur Kenntnis bringen ….
Als HR Haushofer im März 1925 in Münichsthal (heute ein Ortsteil von Wolkersdorf) als Sohn eines Landwirteehepaares geboren wurde, ist in Österreich der Schilling eingeführt worden, welcher nach dem Zusammenbruch der Monarchie und der darauffolgenden hyperinflationären Geldentwertung die Vorgängerwährung Krone ablöste. Inzwischen ist auch der Schilling schon seit 25 Jahren Geschichte, aber unser Hofrat Haushofer ist noch immer bemerkenswert fit und aktiv!
Nach mehrjährigem Militärdienst am Balkan und in Italien, der mit dem Verlust des linken Unterschenkels einherging und langer Kriegsgefangenschaft absolvierte er von 1947 bis 1950 unsere HBLAuBA und blieb uns nach der mit Auszeichnung bestandenen Reifeprüfung als Fachlehrer für den Bereich Weinbau und Kellerwirtschaft erhalten. Während dieser Berufstätigkeit absolvierte er das Studium „Landwirtschaft“ an der Universität für Bodenkultur und legte auch an der Agrarpädagogischen Hochschule die Lehramtsprüfung ab. Im Jahr 1961 übernahm er den fachtheoretischen Gegenstand Kellerwirtschaft und die Leitung der Abteilung Kellerwirtschaft. Einige Jahre später wurde er mit der Abhaltung der Vorlesung „Technologie der Traubenverarbeitung“ an der Universität für Bodenkultur beauftragt. Seinen beruflichen Zenit erreichte er mit der Ernennung zum Dienststellenleiter (1980) bzw. Direktor (1981) der HBLAuBA Klosterneuburg, wobei er diese Funktion bis 31.12.1987 mit vollstem Einsatz ausübte.
In seine Amtszeit als Direktor fiel die größte Krise der österreichischen Weinwirtschaft, nämlich der unsägliche Glykol-Skandal, dessen Aufarbeitung ihm höchsten Einsatz und diplomatisches Feingefühl abverlangte. Die inhaltliche Ausgestaltung des neuen Weingesetzes 1985 beruhte größtenteils auf seiner Expertise.
Eine weitere sehr schwierige Herausforderung war die Eingliederung der ehemaligen Bundesanstalt für Bienenkunde mit der Außenstelle Lunz am See, deren glücklose und nicht nachhaltige Übersiedlung nach Gainfarn er abwickeln musste.
Auch hinsichtlich baulicher Maßnahmen war seine Tätigkeit in Klosterneuburg nicht immer einfach, musste er sich doch viele Jahre in dem unter seinen Vorgängern Anfangs der 70iger Jahre sehr schlecht errichteten Kellerwirtschaftsgebäude aufgrund der baulichen Mängel abfinden.
Hingegen kann er voll Stolz auf den Neubau zurückblicken, den er geplant und für den er verantwortlich war - nämlich das Chemiegebäude mit der stimmungsvollen Koststube unter dem „böhmischen Gewölbe“, die eichenvertäfelte, altdeutsche kleine Koststube, die elegante, freischwebende Treppe u.a. Alles in allem ist der sehr gute Bauzustand und die schöne Ausgestaltung dieses im Jahr 1984 fertiggestellten Gebäudes ein klarer Beweis für die gewissenhafte, aber auch sehr stilvolle Planungs- und Kontrolltätigkeit von Direktor Haushofer – vielen Dank!
In fachlicher Hinsicht war Direktor Haushofer enorm fleißig und aktiv indem er, wie er selber sagt, jede Woche bei irgendeinem Weinbauverein einen Vortrag gehalten hat. Auch wissenschaftliche Studien und Publikationen zu vielen Themen sind von ihm veröffentlicht worden, wobei insbesondere die Arbeiten zur (verbesserten) Doppelsalzentsäuerung und zur Sektbereitung weltweit Anerkennung fanden.
Abschließend kann man sagen, dass Direktor i.R. HR Hon. Prof. Dipl.-Ing. Johann Haushofer ein sehr charismatischer Pädagoge war, der seine Schüler:innen für die Kellerwirtschaft begeistern konnte. Weiters ist und war er ein international anerkannter Fachmann, der es verstand Theorie und Praxis perfekt zu verbinden. Seine Fachvorträge, bei denen er önologisches Fachwissen mit Allgemeinbildung und insbesondere Geschichtskenntnissen harmonisch verband, haben Generationen von Winzern:innen begeistert und es ist bemerkenswert und vorbildlich wie er seine Lebenskraft und Geistesfrische bis ins hohe Alters so gut erhalten konnte.
Hinsichtlich der gesundheitlichen Wirkung eines moderaten Weinkonsums ist auch sehr interessant, dass HR Haushofer im Zuge der Feier mitteilte, dass er seit Jugend regelmäßig 1-2 Achterln Wein getrunken hat und dies auch jetzt noch mit großer Freude tut, obwohl ihm leider der Geruchs- und Geschmacksinn etwas abhanden gekommen ist. Unser bemerkenswert körperlich und geistig fitte „Altdirektor“ HR Haushofer ist somit ein lebender Beweis dafür, dass moderater und regelmäßiger Weinkonsum durchaus mit einer langen Lebenserwartung kompatibel ist.
Wir wünschen dem Jubilar anlässlich seines 100-jährigen Geburtstages weiterhin bestmögliche Gesundheit sowie Lebenskraft und freuen uns auf ein nächstes Treffen – spätestens zum 101. Geburtstag!