Da lohnt sich natürlich ein Blick zurück auf die Geschichte, und wie ich beim Verfassen dieser Annalen gemerkt habe, ist sie geprägt von einem ständigen Auf und Ab, stark beeinflusst von wechselhaften Einflüssen der großen Weltgeschichte, aber insbesondere geprägt von Persönlichkeiten, die in Klosterneuburg gelehrt und geforscht haben.
Erfreulicherweise konnte ich bei der Darstellung der 160-jährigen Geschichte unserer "Alma mater babonensis" auf sehr umfangreiche und bestens recherchierte Arbeiten meines Vorgängers Direktor Josef Weiss zurückgreifen, die er in vielen verschiedenen Beiträgen veröffentlichte (Weiss, 2011a,b; Weiss, 2015; Weiss, 2019). Für diese fundamentalen Arbeiten sei ihm an dieser Stelle von mir, aber auch im Namen aller historisch interessierteren Schüler/innen, Absolventen/innen und Freunden/innen unserer Anstalt herzlichst gedankt. Ein weiterer Dank gilt den Bibliothekaren Karl Mayer und Michael Müller, die beim Auffinden der Quellen wertvolle Dienste geleistet haben.
Spannenderweise wurde ich während des Schreibens dieses historischen Rückblicks selbst von der Weltgeschichte eingefangen, indem wir mit der Corona-Pandemie und dem dadurch bedingten fast vollständigen Herunterfahren des öffentlichen Lebens unfreiwillig zu Zeugen eines historischen Ereignisses geworden sind. Es ist fast unglaublich, wie diese minimal kleinen Corona (SARS-CoV 2)-Viren die Menschheit in Angst versetzen, mannigfach Leid und Tod und das wirtschaftliche Leben fast global zum Erliegen gebracht haben.
Im Vergleich zu dieser globalen Krise, oder soll man besser Katastrophe sagen, nehmen sich die dadurch bedingten Probleme für die HBLAuBA für Wein- und Obstbau relativ marginal aus: So mussten wir unsere für 15. und 16. Mai geplante Feier anlässlich des 160-jährigen Bestehens in den Spätherbst verschieben und vom Umfang her verkleinern, viel massivere Beeinträchtigungen betreffen aber den Schulbetrieb, der erst zum dritten Mal in der Geschichte (1918,1945) für mehrere Wochen (ab Freitag,13. März 2020) nicht mehr im regulären Umfang stattfinden kann. Allerdings kann der Unterricht diesmal dank der Digitalisierung in Form von "distance learning" online erfolgen.
Da wir beim Verfassen dieses Beitrags noch mitten in der Corona-Krise stecken, ist deren Ausgang noch unbekannt, aber ich bin hoffnungsfroh, dass wir und unsere Klosterneuburger Lehr- und Forschungsanstalt auch diese schwierige Zeit gut überstehen werden.
HR Dipl.-Ing. Dr. Reinhard Eder
Direktor der HBLAuBA Klosterneuburg für Wein- und Obstbau
Herausragende Leistungen der Abteilung Weinbau
Einsatz von Qualitätskompost und organischem Dünger
Die Evaluierung der Wirkung dieser organischen Dünger auf den Boden und die Reben war Ziel der Untersuchungen. Der organische Handelsdünger leistete primär einen Beitrag zur Stickstoffversorgung der Reben. Der Qualitätskompost beeinflusste sowohl die Stickstoffversorgung der Reben als auch den Humusgehalt positiv. (© DI Martin Mehofer)
Stationäre Applikationstechnik
Ausgangspunkt der stationären Applikationstechnik im Weinbau war die Lösung des Problems, dass die Pfl anzenschutzmittel das
Zielobjekt Rebe nicht optimal erreichen und sich das Befahren der Fahrgassen häufi g als schwierig erweist. Das Ergebnis ist eine neue Rebschutztechnik, insbesondere für Terrassenanlagen. (© MMag. DI Alois F. Geyrhofer)
Effekte verschiedener Unterlagsreben
Auf einem carbonathältigen Braunerdeboden auf Flyschmergel (Kalkgehalt: 23 – 24 %) wurde die Leistung der Rebsorte Roesler
auf den Unterlagsreben Kober 5BB, Fercal und 3309 Couderc evaluiert. Roesler zeigte auf Kober 5BB und Fercal konstant gute Ergebnisse. 3309 Couderc führte hingegen zu starkem Auftreten von Chlorose. (© DI Martin Mehofer)
Laubwandhöhe und Reifesteuerung
Um das günstigste Verhältnis zwischen Laubmasse und Ertrag zu ermitteln, wurde der Einfluss unterschiedlicher Laubwandhöhen
auf das Blattflächenausmaß und die Reifeparameter betimmt. Dabei zeigte sich, dass zur Erreichung des maximalen Zuckergehalts
eine Blattfl äche von 1,0 bis 1,4 m² pro kg Traubenertrag notwendig
ist. In reifen und frühen Jahrgängen stellt die starke Laubwandeinkürzung eine Möglichkeit zur Reduktion des Mostgewichts dar. (© DI Martin Mehofer)
1879: Der erste Schnittweingarten in der österreichischungarischen
Monarchie mit mehr als 2000 Rebstöcken der amerikanischen Sorte “Taylor” angelegt.
1922: Hofrat Ing. Franz Kober selektiert aus einer Hybridrebenanlage eine Unterlagsrebsorte, der er den Namen „5BB“ gibt.
1992: Veröffentlichung von Ergebnissen aus Untersuchungen zu Verfahren der Bodenabdeckung und deren Einfluss auf die Ertrags- und Qualitätsleistung der Reben.
2008: Austragung des XVI. Kolloquiums des Internationalen
Arbeitskreises für Bodenbewirtschaftung und Qualitätsmanagement
im Weinbau.
2012: Zulassung neuer Klone von 15 Unterlagsrebsorten aus der Unterlagsrebenanlage am Versuchsgut Agneshof zur Anpflanzung in der Europäischen Union.
2014: Erstellung und Veröffentlichung der Beratungsbroschüre
„Sachgerechte Düngung im Weinbau“.
2016: Dipl.-Ing. Martin Mehofer referiert beim 11. Internationalen
Terroir Congress in Willamette Valley in Oregon, USA zum Thema „Bodenpflege in Hinblick auf Stickstoffmobilisierung und Nährstoffversorgung auf einem Lössbodenstandort“.
2018: MMag. DI Alois F. Geyrhofer referiert beim den Wädenswiler
Weintagen 2018 der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Schweiz zum Thema „Stationäre Applikationstechnik – quo vadis?“.
Herausragende Leistungen der Abteilung Rebenzüchtung
Abstammung der Rebsorten
Die meisten der heimischen Rebsorten sind durch traditionelle Selektion und Vermehrung entstanden. Die Zuordnung der Sorten zu Sortenfamilien und Nachkommenschaft war bestenfalls
in einigen Fällen vermutet worden. Durch genetische Analysen
konnten die Rebsorten identifizierbar gemacht werden und ihre Beziehungen erkannt werden. Als wichtigste Stammsorten für den heimischen Weinbau haben sich die Rebsorten Heunisch, Traminer und Roter Veltliner herauskristallisiert.
Züchtung neuer Mehltautoleranter Rebsorten
Seit dem Eindringen der Mehltau Pilze in den europäischen Weinbau, bedarf es großer Anstrengungen die Pflanzen mit chemischen Pflanzenschutz gesund zu erhalten. Neue Rebsorten, die eine hohe und vergleichbare Weinqualität aufweisen, aber mit besserer Stabilität gegenüber Pilzkrankheiten (Piwi) ausgestattet sind, wurden mit den Weißweinsorten Donauriesling und Donauveltliner sowie den Rotweinsorten Pinot Nova und Roesler entwickelt.
Zertifizierung von Klonen
Bei der Vermehrung von vegetativem Rebmaterial ist einerseits der Genotyp (Klon) und andererseits der phytosanitäre Zustand des
Rebmaterials für die Leistungsfähigkeit der Rebstöcke entscheidend.
Jahrzehntelange Selektion und Testung auf die Gesundheit der
Reben ermöglicht es heute den Rebschulen und Winzer auf dieses
wertvolle Material zurückzugreifen. Die Zertifizierung von Klonen
und die Führung des Rebsortenkatalogs werden seit dem EU-Beitritt von der Abteilung erledigt. (www.weinobstklosterneuburg.at/
service/rebsortenkatalog.html)
Züchtung klassischer Rebsorten
In der Zwischenkriegszeit wurde intensiv an der Weiterentwicklung
des Sortenspektrums vor allem bei den Rotweinsorten gearbeitet. Dabei wurde die Selektion auf gute Erträge, angenehme Sensorik und Froststabilität fokusiert. Aus dieser Epoche stammen die Sorten Rotburger (Zweigelt), Blauburger, Goldburger und Jubiläumsrebe. Immerhin ist damit die heute mit Abstand wichtigste Rotweinsorte für Österreich entstanden.
Phytoplasmen
Phytoplasmen haben in den letzten Jahrzehnten große wirtschaftliche Schäden im Wein- und Obstbau verursacht. Basis für eine
erfolgreiche Bekämpfung ist ein exaktes Wissen über die Ausbreitungswege.
Aus den über 100 Zikadenarten in Österreichs Weingärten wurden die Windenglasflügelzikade und untergeordnet andere Arten (Glasflügelzikaden, Wiesendickkopfzikade) als Stolbur-Übertrager identifiziert. Die Rolle von Ackerwinde und Brennnesseln als Zwischenwirt für den Erreger und der übertragenden Zikade wurde erkannt. Damit gelang die Entwicklung angepasster Bekämpfungsstrategien.
Herausragende Leistungen der Abteilung Kellerwirtschaft
Aufklärung des Chemismus und der Mikrobiologie des biologischen Säureabbaus
1909, also schon vor über 100 Jahren wurde der biologische Säureabbau durch Wenzel Seifert aufgeklärt und beschrieben. Aber erst um das Jahr 2000 wurde der biologische Säureabbau eine Standardtechnologie in österreichischen Rotweinkellern.
Einführung der „gekühlten Gärung”
Die Temperatursteuerung durch gezielte Kühlung während der Gärung ist heute die Grundlage für die typischen fruchtigen österreichischen Weißweine. Entwickelt wurde diese einfache und doch
revolutionäre Technik durch Walter Saller im Jahr 1951. Ein moderner Keller ohne Kühleinrichtungen ist heutzutage undenkbar.
Doppelsalzentsäuerung
Österreichische Weißweine zeichnen sich durch ihre angenehme
und erfrischende Säure aus. In manchen Jahren kann zu viel Säure und hier vor allem die aggressive Äpfelsäure den Wein aber unharmonisch machen. Johann Haushofer entwickelte 1971 eine Methode um störende Äpfelsäure gezielt aus dem Wein zu entfernen.
Vergleich unterschiedlicher Lagerbehälter
Die Behälter für die Weinlagerung haben sich in den letzten 160
Jahren stark verändert. Waren die Weinbehälter früher besser, schlechter oder nur anders? Was bevorzugen Weinexperten
und was die Konsumenten heute? Aktuelle Forschungen
an der HBLA u. BA Klosterneuburg beschäftigen sich auch mit solchen Fragen.
Immer am aktuellsten Stand bleiben
Zertifi zierungen stellen einen immer wichtigeren Bestandteil bzw. Wettbewerbsvorteil im Bereich Weinbereitung dar. Um immer aus erster Hand über die Vorteile, Nachteile und die praktische Umsetzung berichten zu können, wurden an der HBLA u. BA alle relevanten bzw. zukunftsweisenden Zertifizierungen wie Nachhaltig Austria, „Bio Austria“, ISO 22000 und FSSC 2000 sowie IFS Global Markets Food auch selbst erfolgreich durchlaufen.
Äpfelsäureabbau 3.0
100 Jahre nach der Beschreibung durch Seifert zeichnet sich möglicherweise wieder eine Revolution in Bereich des biologischen Säureabbaus an. Ein gezielter „spontaner“ Säureabbau ohne Bakterienzusatz dauert ca. 2 Monate, mit einem Bakterienzusatz bisher ca. 2 Wochen. An der HBLA u. BA Klosterneuburg werden aktuell neue Bakterien in österreichischen Weinen getestet, die diese Zeit auf 2 Tage verkürzen könnten.
Herausragende Leistungen der Abteilung Obstbau
Entwicklung der Holunderkultur
Das in Klosterneuburg entwickelte Gesamtkonzept eines Holuneranbaues, von der Selektion der Sorte Haschberg, der Vermehrung, über die Erziehung eines Meterstammes, bis zur Pflege und Verarbeitung, war die Grundlage der Erfolgsgeschichte „österreichischer Holunderanbau“. Mittlerweile ist Holunder mit ca. 1400 ha Anbaufläche nach Apfel die wichtigste Obstkultur.
Versuche zum intensiven Steinobstanbau
Seit ca. 25 Jahren forscht und publiziert der Institutsleiter Dr. Lothar
Wurm zu den Themen neue Sorten, Unterlagen, Anbausysteme und Baumgesundheit bei Steinobst mit dem Schwerpunkt Marille. In diesem Zeitraum ist die Anbaufläche der Steinobstkulturen von wenigen hundert ha auf mehrere tausend ha regelrecht explodiert.
Forschung zum Thema Biologischer Obstbau
Bereits vor über 40 Jahren, zu einer Zeit als weniger als 1% der heimischen Obstbaubetriebe nach Bio-Richtlinien produzierte,
wurden in Klosterneuburg Bio-Versuche gestartet.
Seit damals werden jedes Jahr zahlreiche Ergebnisse zum Bioanbau veröffentlicht. Mit über 30% Bio-Anteil hat sich der heimische Obstbau zu der Landwirtschaftssparte mit dem höchsten Bioanteil etabliert.
Weiterentwicklung des Anbaues seltener Obstarten
Bestärkt durch den Erfolg des in Klosterneuburg konzipierten Holunderanbaues, wurde und wird weiterhin auf diesem Gebiet geforscht. Mehr als 20 verschiedene seltene Obstarten und Wildobstarten, mit den Schwerpunkten „Kornelkirschen“, „Speierling“ und „Elsbeere“ werden kultiviert und als mögliche Anbaualternativen für extensiven, bienenfördernden Bioanbau getestet. Die immensen Flächenausweitungen der früher seltenen Obstarten Walnuss und Aronia zeigen, dass dieser Weg vielversprechend ist.
Erhaltung obstgenetischer Ressourcen
Bereits vor vielen Jahrzehnten, als im Streuobstbau noch die Rodung alter Obstsorten auf Hochstammbäumen gefördert wurde, erkannte Klosterneuburg den Wert dieser Sorten und widmete sich umfangreichen Erhaltungsprogrammen. Heute stellt die Obstgenbank Klosterneuburg mit mehreren tausend Sorten der wichtigsten heimischen Obstarten eine der bedeutensten Sammlungen genetischer Ressourcen in Europa dar.
Herausragende Leistungen der Abteilung Obstverarbeitung
Qualimetrische Beurteilung von Fruchtsäften & Nektaren
Seit der Gründung der Abteilung Obstverarbeitung 1963 beschäftigte man sich intensiv mit der wissenschaftlichen Bewertung und Beurteilung von Fruchtsäften. So wurde zum ersten Mal die unstrukturierte Skala als neues Bewertungsschema bei Lebensmitteln
eingeführt. Diese ist bis heute in vielen Bereichen der Lebensmittelsensorik in Verwendung, genauso wie die Wald`sche Sequentialanalyse zur Auswahl von Prüfern für die Erteilung der Staatlichen Prüfnummer von Wein und Obstwein. In den 2000er Jahren wurde erstmals ein Faktor (Akzeptanzfaktor AF = a*/h°) bestimmt, mit Hilfe dessen die Farbveränderungen von Erdbeerprodukten bewertet werden können sowie deren Akzeptanz bei den Konsumenten mit nur einem Wert vorhersagbar sind.
Untersuchungen zur Stabilität von Fruchtsäften & Nektaren
Basierend auf den Ergebnissen der Untersuchungen in der Abteilung Obstverarbeitung konnten wichtige Verbesserungen in der Technologie von Fruchtsäften und Nektaren hinsichtlich deren Farb- und Trubstabilität erzielt werden. Es standen dabei vor allem die Farbstabilität von Holunderund Erdbeersäften und -nektaren, aber auch die Trubstabilität von naturtrüben Apfelsäften im Zentrum der Untersuchungen. Im Speziellen konnten Hinweise zur Verarbeitung weitergegeben werden, um auch die Qualität der Fruchtsäfte während der Lagerung zu erhalten und die Konglomerat-Bildung von naturtrüben Apfelsäften zu verhindern.
Entwicklungen in der Obstbrennerei
Kleinbrenner wurde mit einem Partner in der Abteilung Obstverarbeitung Ende der 90er Jahre entwickelt. Darüber hinaus wurden
Rohware und Prozessschritte definiert um den Methanolgehalt von Obstdestillaten auf niedrigem Niveau zu halten sowie Destillationsverfahren (u.a. Vakuum-Destillation) optimiert. Vor 15 Jahren wurden erstmals erfolgreiche Versuche unternommen um die Gärung nicht wie üblich mittels Temperatur sondern mittels Druck zu regeln. Bahnbrechende Erfolge konnten bei der Bestimmung des Nachlaufabtrennzeitpunktes erzielt werden. Mittels Leitfähigkeitsmessung ist nun die Vorhersage des Abtrennzeitpunktes möglich und schafft damit die Basis für saubere Destillate.
Qualitätsverbesserung von Obstweinen
Untersuchungen hinsichtlich der Fehlervermeidung (z.B. Böckser), einer Optimierung des Verarbeitungsprozesses sowie die Testung von Reinzuchthefen und Nährstoffen haben entscheidend zur beeindruckenden Entwicklung der Qualität sowie der Bedeutung von Obstwein in den letzten 20 Jahren in Österreich beigetragen. Die Ausbildung und Prüfung der Koster für die Verleihung der staatlichen Prüfnummer erfolgt ebenfalls in der Abteilung Obstverarbeitung. In den letzten Jahren konnten durch erste Versuche zur Herstellung von Eisobstwein die Basis für die Aufnahme dieses Produktes in die Obstweinverordnung gelegt werden.
Herausragende Leistungen der Abteilung Chemie und Qualitätskontrolle
1869
Im Jahr 1869 wurde von August Wilhelm Freiherr von Babo die Klosterneuburger Mostwaage (KMW) veröffentlicht. Die Klosterneuburger Mostwaage hat sich in Österreich in der Praxis durchgesetzt, weil sich mit ihr einfach und rasch der Zuckergehalt im Most ermitteln lässt.
1958
Die acidimetrische Bestimmung von Schwefeldioxid im Wein erhält Einzug in die amtlichen Weinlaboratorien: Dipl. Ing. Franz Paul publiziert in den Mitteilungen Klosterneuburg unter Verwendung
der Lieb-Zacherl-Apparatur diese Methode, die bis heute als amtliche Referenzmethode Gültigkeit hat.
1990
Seit den 90iger Jahren werden unter Dr. Reinhard Eder phenolischeInhaltsstoffe mittels Flüssigchromatographie analysiert.
Eine große Errungenschaft stellt die Sortendifferenzierung mittels
Analyse von Phenolen, v. a. Anthocyanen, dar. Beim Thema Wein
und Gesundheit (u. a. bei der Analyse von Resveratrol etc.) befindet sich die HBLA und BA für Wein- und Obstbau weltweit unter
den federführenden Instituten.
2000
Die Prüfstelle wurde mit Geltungsbeginn 01.12.2000 mit der Identifi kationsnummer ID 151 für die auf der Homepage der Akkreditierung Austria (BMDW) veröffentlichen und angeführten Untersuchungsmethoden nach ÖVE/ÖNORM EN ISO/IEC 17025 akkreditiert. Die Akkreditierung bietet vertrauliche und unabhängige Analysen an, die national und international anerkannt werden und
eine definierte Analysengenauigkeit aufgrund des eingeführten
Qualitätsmanagement aufweisen.
2014
Seit der Veröffentlichung der Obstweinverordnung (BGBl II 18/2014) erfolgt die Vergabe der staatlichen Prüfnummer für Qualitätsobstwein auch durch das Bundesamt für Wein- und
Obstbau Klosterneuburg.
2020
Die Analyse von Aromastoffen mittels Gaschromatographie wurde bereits in den 60iger Jahren eingeführt, von Mag. W. Brandes und DI S. Nauer verbessert, aber schließlich unter DI C. Philipp seit 2019 in Richtung hochmoderner Triple-Quad-Massenspektroskopie weiter entwickelt. Es können alle wesentlichen Aromastoffe im Wein und Obst auf internationalen Niveau analysiert werden. Die Koppelung mit der Sensorik, wie in der Abbildung sichtbar, ist dabei die notwendige Hauptaufgabe.
Herausragende Leistungen der Abteilung Biologie, Fachgruppe Mikrobiologie
Hefestation – Gründung in Klosterneuburg 1902
1902 gründete Prof. Wenzel Seifert die Hefereinzuchtstation in Klosterneuburg - die einzig erhaltene Hefe aus dieser Sammlung ist Oenoferm Klosterneuburg. Diese Hefe wird in erster Linie für den klassischen Ausbau von Weinen eingesetzt.
Erfolgreiche Hefeselektionen
Ausgehend von der sehr erfolgreichen Hefe Oenoferm Klosterneuburg wurde in den 80er Jahren die Hefe Oenoferm Rouge selektioniert. Im Jahr 1999 wurde die Hefe Oenoferm PinoType in einem Weingarten in Nussberg in Wien selektioniert. Weine mit einer besonderen Aromatik verspricht die 160 Jahr Jubiläumshefe Candida lacticondensi, welche in den Kellern des Stiftes Klosterneuburg isoliert wurde. Die Herstellung der Hefen erfolgte lange Zeit als Flüssigkultur bis sie in den 80-iger Jahren die Produktion als Reinzuchtrockenhefe an die Fa. Erbslöh, Geisenheim ausgelagert wurde.
2012 Ritter Ghega Preis
Die Arbeit über Endophyten in der Rebe wurde im Jahr 2012 mit dem Karl Ritter von Ghega Innovationspreis des Landes Niederösterreich ausgezeichnet. Anhand der Ergebnisse dieser Studie wird postuliert, dass Hefen der Gattung Saccharomyces cerevisiae durch die Leitbahnen der Rebe (Vitis vinifera spp.) transportiert werden können.
Stammhaltung von Terroirhefe
Jeder Winzer hat die Möglichkeit seine eigene Hefe einfrieren und kultivieren zu lassen. Die Hefe aus den hauseigenen Lagen kann in die Stammsammlung des biologischen Labors aufgenommen und jedes Jahr auf Wunsch für den Einsatz im Keller vorbereitet werden.
Mikrosatellitenanalyse – Vaterschaftstest von Hefen
Die genetische Verwandtschaft von Hefestämmen wurde mittels
Mikrosatellitenanalyse der Erbsubstanz (DNA) bestimmt. Mit Hilfe dieser molekularbiologischen Methoden kann die Ähnlichkeit des Genoms zwischen Hefen bestimmt und neu selektionierte Hefen können auf ihre Einzigartigkeit hin überprüft werden. Analoge Untersuchungen werden derzeit mit Apfel- und Birnensorten durchgeführt (Apfelsorten – Datenbank).
Rebphysiologie und Blattanalysen
Für eine optimale Ernährung der Rebe und der Bäume müssen die essentiellen Makro- und Mikronährstoffe im Boden in aufnehmbarer Form vorliegen, mengenmäßig ausreichend vorhanden sein und in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen. Der Nährstoffbedarf sollte während der gesamten Vegetationsperiode gesichert sein. Die Kontrolle der Aufnahme der Pflanze erfolgt über die Blattanalyse und dieses Service steht seit vielen Jahren den Obstbauern und Winzern zur Verfügung.